Warum KI keine Fragen stellen und uns keine klugen Antworten geben kann
Die Schrift war das erste Medium, das uns zum Sammeln von Daten verhalf. Heute sind wir in der Lage, dieses Daten-Sammelsurium mit Hilfe von Algorithmen miteinander zu verknüpfen und sprechen dann von künstlicher Intelligenz. Künstliche Intelligenz wird somit von einer formalen Logik bestimmt. Der Mensch funktioniert jedoch anders. Wir sind in unserem Denken kreativer und deutlich komplexer: Wir verknüpfen und hinterfragen unser Wissen und Handeln und sind in der Lage, auf diese Weise neue Einsichten zu gewinnen.
Intelligenz wächst also vor allem daraus, dass wir fragen und hinterfragen, die Antworten abwägen und sie als korrekt, falsch oder als Alternative einsortieren. Intelligenz bedeutet jedoch auch und vor allem, aus dem vorhandenen Wissen Erkenntnisse zu gewinnen und sich philosophische Fragen zu stellen, nach dem Muster der beinahe schon 400 Jahre alten Kant’schen Fragen:
1. Was kann ich wissen?
2. Was soll ich tun?
3. Was darf ich hoffen?
4. Was ist der Mensch?
Stellen Sie diese Fragen mal einer KI – Sie erhalten wohl einen Verweis auf Web-Treffer oder einprogrammierte Antworten.
Schon um das Jahr 1950 träumte man von KI. Alan Turing entwickelte damals den Turing-Test, den bisher fast keine Software (sprich KI) erfolgreich bewältigt hat. Der Test gilt als bestanden, wenn 30 Prozent der Testpersonen in einem schriftlichen Chat fünf Minuten lang glauben, dass sie sich gerade mit einem lebendigen Menschen unterhalten, obwohl es sich in Wahrheit um ein Computerprogramm handelt.
Turing selbst vermutete, dass es bis zum Jahr 2000 möglich sein werde, Computer so zu programmieren, dass ein durchschnittlicher Anwender höchstens eine 70 prozentige Wahrscheinlichkeit hat, Mensch und Maschine erfolgreich auseinanderzuhalten. Dass sich diese Vorhersage bisher nicht erfüllte, sehen viele als einen Beleg dafür, dass die Komplexität menschlicher Intelligenz unterschätzt wird.
Die Faszination für KI ist also schon ein paar Jahrzehnte alt, ebenso wie die Forschung dazu. Inzwischen liegen neuere ähnliche Studien vor, in denen die KI schon ziemlich beeindruckend abschnitt.
KI ist also eine (zugegeben clevere) Art der Verarbeitung von bekannten oder (zumindest theoretisch) auffindbaren Informationen und Algorithmen.
Ich will den Kollegen, die KI programmieren und füttern, durchaus Respekt zollen. KI kann gewisse Parameter selbst anpassen, durch Feedback lernen, welche Antworten richtig und welche Informationen wichtig sind. Aber KI ist immer abhängig von den Menschen, die sie programmieren. Mit Maschinenintelligenz hat das also eher nicht so viel zu tun.
Künstliche Intelligenz und Digitalisierung – Themen, in die Milliarden investiert werden. Ich bin sehr auf die Entwicklung in den kommenden Jahren gespannt. Und darauf, ob neue Software-Entwicklungen und Algorithmen jemals den 70% Turing-Test wirklich bestehen werden.